Rausch

30 Jan

Der Bass dröhnt. Die Mitten bassen. Die Höhen schreien mit dem Publikum. Kein Schall mehr in den Ohren, nur noch Rausch. Schall und Rauch auch die Namen. Sind sowieso nicht zu verstehen.
„Anne.“ – „Wie?“ – „Hanne.“ – „Waaas?“ – „Suuuusanne!“ – „Willst was trinken, du Tanne?“ – „Hab schon.“ – „Was?“ – „Long Island.“ – „Zwei Long Island.“
„Hier, Baby, jetzt sind wir reif für die Insel.“ – „Hast du ne Scheibe?“ – „Wieso? Willst du dir eine abschneiden?“
Ach, lass die Alte sausen. Auch andere Mütter haben schöne Töchter. Die da hat bestimmt schon fünf. Und noch keine zur Welt gebracht.
Ich muss noch was in Gang bringen.
Die Mucke bringt mich auf die Palme. Hab aber keinen Urlaub mehr, deshalb bring ich es auf den Punkt, die Frauen auf Touren und den kleinen Mann unter die Haube. Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Ich, jedenfalls, bin guter Hoffnung. Ich gehe mit dem Gedanken schwanger, mir noch einen Drink zu kaufen, rausche an die Bar. Da schläft einer seinen Rausch aus.
Ich drück ihn weg. Er druckst nur rum und schnarcht weiter. Dafür lächelt die Barfrau. Ich nehme es für bare Münze, weiß, jetzt lächelt mir das Glück.
„Dein Lächeln berauscht mich. Es nimmt mich mit in berauschende Höhen, wo im Rausch ich schwinge, bar jeder Vernunft in der Vorstellung dich bar deines rauschenden Kleides zu sehen.“ – „Schuster, bleib bei deinen Leisten“, sagt sie. – „Deine gefallen mir aber besser.“ – „Hier gibts nur Getränke, die rauschen auch.“ – „Jim Beam.“ – „Pur?“ – „Purpur.“ Barzahlung. Und gleich noch einen.
Es rauscht wirklich. Es geht drunter und drüber. Ich muss noch irgendwo unterkommen.
„Bist du mit dem Auto da?“ – „Klar. Sag mal, hast du einen fahren lassen?“ – „Logisch. Will doch was trinken.“ – „Du bist ja echt witzig.“ – „Kennst du einen Witz?“ – „Ja. Aber nur mit sooo einem Bart.“ – „Kenn ich nicht.“
Die Flashlights blitzen. Ich blitz ständig ab. Steh mir die Beine in den Bauch, jemand quatscht mir ein Loch dazu. Bekomme Bauchschmerzen. Renn aufs Klo und übergebe mich in der Kabine völlig meinem Rausch.

 

Text: Philipp Bobrowski
Coverfoto: Rainer Sturm / PIXELIO (www.pixelio.de)

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